Liebes Gayboy-Tagebuch,

Am Nachmittag war ich dann wieder für meine Nachbarin, welche schon über 80 ist, einkaufen. Nachdem ich ihr alles besorgt hatte, tratschten wir noch eine Zeit lang über die Türschwelle. Sie hat mir davon erzählt wie traurig sie ist, weil zum ersten Mal seit 40 Jahren ihre Tochter nicht zu Ostern vorbeikommen darf. Da hat man ein Ritual mit seinen liebsten 40 Jahre und dann – von heute auf morgen – ist es anders. Aber sie hat auch gesagt, dass sie so dankbar ist, dass ich für sie einkaufen geh und sie froh ist, dass sie mich kennen gelernt hat. Ich wohne nun schon 4 Jahre hier und habe bis auf ein paar Nachbarn wenige kennengelernt.

Die letzten 26 Tage haben mit uns allen viel geändert. Jobs wurden verloren, andere geschaffen. Events abgesagt und Onlineevents steigen gerade an. Mir kommt vor, dass sich das Zahnrad sehr schnell dreht und wir müssen mit dieser Geschwindigkeit mitkommen. Und es ist nicht leicht, da wir alle eine andere Fahrt hatten. Und obwohl die Welt fast stillsteht, sich die Natur vielleicht sogar wieder erholt, bewegt sich sehr viel. In uns allen bewegt sich was. Und auch ich hatte eine Aussichtslosigkeit in den ersten Tagen, weil ich nicht mehr wusste, wie ich meine Miete zahlen soll. Und nun hab ich einen spannenden Job gefunden, der mir auch Spaß macht.

Um 18:00 habe ich dann gestern wieder angefangen mein Make-up aufzutragen. Meine Freitagsroutine sozusagen. Diesmal verlief alles super. Die Technik war großartig, bereitgestellt von meine Freundin. Über eine Stunde haben wir zu dritt über Facebook auf 3 verschiedenen Facebookseiten live gestreamt. Nie hätte ich gedacht, dass ich mal Onlineshows mache und nun habe ich schon zum vierten Mal live mit Zusehern geplaudert. Eine Veränderung, die mir gefällt.

Heute werde ich ein große Radrunde machen und die Natur genießen.

Euch allen wünsche ich einen schönen Samstag.

Kuss aus dem Wohnzimmer

Bernhard